mechan.
und relativistische Grundlagen - Die geschwindigkeitsabhängige
Masse
An
zwei Metallplatten liegt eine (Beschleunigungs-) Spannung U an.
Dadurch herrscht zwischen den Platten ein elektrisches Feld.
Welche Geschwindigkeit besitzt ein anfangs ruhendes Elektron, das in diesem
Feld beschleunigt wird?
Klassisch
gilt für die kinetische Energie Ekin
= ½mv2.
Dem Elektron wird die elektrische Energie Eel
= eU zugeführt, so dass Ekin
= Eel und ½mv2
= eU gilt. Man kann diese Gleichung nach der
Geschwindigkeit v auflösen und damit die Geschwindigkeit der Elektronen
nach dem Durchlaufen der Beschleunigungsspannung U berechnen.
Beispiel:
Ein Elektron (m = 511 keV/c2)
durchläuft eine Beschleunigungs- spannung von U = 5 MV. Eingesetzt in
½mv2
= eU und aufgelöst nach v erhält man: v
»
4,4.c
Das
Elektron müsste also die 4,4-fache Lichtgeschwindigkeit besitzen.
Experimente
ergeben bei diesen Parametern aber eine Geschwindigkeit von "nur" 0,9957.c.
Die Antwort auf
diesen scheinbaren Widerspruch gibt die spezielle Relativitätstheorie
Die
Vakuumlichtgeschwindigkeit c ist die obere Grenzgeschwindigkeit für
die Bewegung materieller Körper. c = 299792500 ms-1
»
3.108
ms-1.
Ein Messgerät, das die Licht- geschwindigkeit misst, stellt immer den
Wert c fest, egal ob sich die Lichtquelle auf es zu oder von ihm weg bewegt!
1. Folgerung:
Unsere
Annahme ½mv2
= eU
muss falsch sein. Da das Elektron aber tatsächlich die elektrische
Energie eU aufgenommen hat, muss seine kinetische Energie Ekin
= eU sein. Das bedeutet aber:
Für
sehr schnelle Elektronen (und alle anderen sehr schnellen Körper)
gilt Ekin = ½mv2
nicht mehr! Hingegen
gilt immer: Ekin
= eU
Aufgenommene Energie kann nicht in eine beliebig hohe Geschwindigkeit
umgewandelt werden, wie man es nach der klassischen Mechanik erwarten würde!
Bei der Beschleunigung eines Elektrons stellt ein ruhender Beobachter
fest, dass sich das schnell bewegende Elektron so verhält, als hätte
es eine höhere Masse. Für ihn sieht es aus, als ob das Elektron
die zugeführte Energie in Form einer Massenzunahme speichert.
In diesem Zusammenhang spricht man auch von der relativistischen Massenzunahme
Es
ist daher wichtig, den Begriff "Masse" des Elektrons richtig zu verwenden.
2. Folgerung:
Wir
müssen zwischen einer Masse in Ruhe (genannt Ruhemasse m0)
und der bewegten Masse m(v) unterscheiden. Der Einfachheit halber bezeichnet
m ab sofort die geschwindigkeitsabhängige oder relativistische
Masse m(v) = m. In
der Einsteinschen Formel E = mc2
bezeichnet m die relativistische Masse,
nicht die Ruhemasse m0!
Die
Größe E0
= m0c2bezeichnet man als Ruheenergie.
Die Ruheenergie ist eine charakteristische
Eigenschaft von Teilchen, die - egal wie schnell sie sich bewegen
- gleich bleibt (solange sie nicht vernichtet werden)!
Wichtiger
Hinweis:
Die Energie der Teilchen
in modernen Teilchenbeschleunigern ist heute so groß, dass die Geschwindigkeit
der Teilchen (annähernd) v = c ist. Bei HERA (DESY) besitzen z.B.
die Elektronen eine Energie von 27 GeV. Ihre Geschwindigkeit ist daher
mit v = 0,9999999998.c im Prinzip gleich der Lichtgeschwindigkeit
c.
Die "Massenzunahme"
der Elektronen ist hier irrelevant, da sie die Ruhemasse schon längst
um ein Vielfaches (hier mehr als das 50000-fache)
übersteigt. Für
die Teilchenphysiker sind daher nur zwei Größen wichtig. Zum
einen die Energie der Teilchen (hier 27 GeV) und zum anderen deren Ruhemasse
m0. Mit Masse bezeichnen die Teilchenphysiker daher immer die
Ruhemasse m0 eines Teilchens. In ihrem Sprachgebrauch "wird
bei der Beschleunigung des Teilchens einfach die Energie erhöht".
Den Begriff "relativistische Masse" verwenden sie üblicherweise nicht.
Wir
wollen trotzdem kurz betrachten, wie sehr die relativistische Masse eines
Teilchens von seiner Geschwindigkeit abhängt. Dies kann man mit folgender
Online-Berechnung ausprobieren. Nach der Auswahl der Teilchenart und
Eingabe
einer Beschleunigungsspannung werden auf "Knopfdruck" die relativistische
Masse und die Geschwindigkeit berechnet.
Als
Beispiele für beschleunigte Elektronen seien genannt:
Der Franck-Hertz-Versuch, bei dem Elektronen
eine Spannung von 0 bis ca. 20 V durchlaufen.
Eine Fernsehbildröhre mit einer Beschleunigungsspannung von
ca. 25 kV
Der Beschleuniger von HERA bei DESY mit 30 000 000 kV Zum
direkten Vergleich kann man auch die entsprechenden Größen für
Protonen und Antiprotonen berechnen lassen.
Bei
welchen Beschleunigungsspannungen (ca.) beträgt die Masse der Elektronen
und Protonen bereits das 1,01-fache
ihrer Ruhemasse (1% Zunahme)? Welche Masse haben beschleunigte Elektronen
in einer Fernsehbildröhre? Benutze die Online-Berechnung.
Welche
genauen Zusammenhänge zwischen Masse, Geschwindigkeit, Energie und dem Impuls
eines Körpers herrschen, besprechen wir auf den nächsten Seiten.